Auch zwanzigeins und nicht nur einundzwanzig!

Herzlich willkommen bei Zwanzigeins e.V., dem Verein zur Reform der deutschen Zahlensprechweise.

Der Zahlenunfall der deutschen Sprache      

Prof. Dr. Winter, Inhaber des wirtschaftswissenschaftlichen Lehrstuhls für Human Resource Management an der Ruhr-Universität Bochum argumentiert, dass Sprachen und Mathematik den Kernbereich der schulischen Bildung darstellen, da allein gute Leistungen in diesen Fächern für einen späteren Erfolg im Leben relevant sind (als Lebensqualität oder Einkommen gemessen). Deshalb sollten Unterrichtszeiten anders verteilt werden: Unterricht außerhalb von Sprachen und Mathematik sollte lediglich ein „Add On“ für leistungsstärkere Kinder sein, die keine weitere Zuwendung im Kernbereich benötigen. Leistungsschwächere Kinder sollten dagegen die notwendige dauerhafte Unterstützung in Sprachen und Mathematik bekommen, um ihre Benachteiligung im Kernbereich zu verringern.

Antrittsvorlesung Prof. Anita Summer

In ihrer Antrittsvorlesung beschäftigt sich Anita Summer mit der Bedeutung der Verbindung von Sprache und Mathematik in der Primarstufe. Sie bespricht ausführlich die Problematik der verdrehten Zahlwörter.

Was will der Verein?

Im Deutschen lesen und schreiben wir von links nach rechts. Das stimmt aber nicht für die Zahlen. Anders als z.B. in den romanischen Sprachen, im Englischen, im Ukrainischen, im Russischen, im Türkischen oder im Chinesischen, spricht man im Deutschen die Zahl 123 nicht von links nach rechts als „hundert-zwanzig-drei“, sondern in verdrehter Abfolge als „hundert-drei-und-zwanzig“. Das widerspricht der Logik des Stellenwertsystems, d.h. der geordneten Zahlenfolge von Hunderter-Zehner-Einer.

Der Verein will die unverdrehte, d.h. die stellenwertgerechte Zahlensprechweise im Deutschen populär und gesellschaftsfähig machen. Wir wollen erreichen, dass sie als eine richtige Sprechweise allgemein anerkannt wird. Insbesondere wird damit auch bewirkt, dass das Erlernen des Deutschen durch Ausländer in vielen Fällen erleichtert wird.

Wir vertreten die Auffassung, dass es im Schulunterricht kein Tabu sein darf, über die Eigenart der deutschen Zahlnamen zu sprechen. Die stellenwertgerechte Zahlensprechweise, d.h. von links nach rechts, also so wie wir Texte schreiben und lesen, sollte auch in der Schule gelehrt werden. Wir unterstützen Lehrpersonen, die diese Inhalte in ihrem Unterricht in eigener pädagogischer Verantwortung aufnehmen (siehe hierzu Zwanzigeins – Unterrichtsversuche und Zwanzigeins – Empirische Studien).

Wir erheben die Forderung, dass jedes Schulkind im deutschsprachigen Raum in wenigstens einer Unterrichtsstunde die unverdrehte Zahlensprechweise kennen lernen soll. Wir appellieren an die zuständigen Stellen in Ministerien und Schulen, an der Umsetzung dieses Vorschlags mitzuwirken. Es könnte dadurch erreicht werden, dass Kinder ein besseres Verständnis für Zahlnamen und des Stellenwertsystems erwerben. Diese Sanfte Reform ist längst überfällig.

Wir sind auch der Auffassung, dass die Darstellung der deutschen Zahlensprechweise in den gegenwärtig verwendeten Schulbüchern ungenügend ist. Zumeist wird so getan, als gäbe es keine Besonderheit. Es wird dogmatisch angeordnet und ignoriert, verschwiegen und verdrängt, dass hiermit ein Problem beim Erlernen gegeben ist. Es soll aber offen und explizit ausgesprochen werden, welche komplizierten Verdrehregeln beim Lesen von Zahlwörtern, insbesondere bei solchen mit Komma, zu beachten sind. Auch sollte Geschichtliches über alte schriftliche Zahlendarstellungen und über die Einführung des dekadischen Stellenwertsystems um 1500 ins Deutsche dargelegt werden. Damit kann erklärt werden, woher die verdrehte Sprechweise kommt. Denn im ausgehenden Mittelalter wurde eine Revolution bei der schriftlichen Form der Zahlendarstellung durchgeführt. Das schwerfällige römische Buchstabensystem wurde durch das elegante und bis heute gültige indo-arabische Stellenwertsystem ersetzt. Man hat jedoch versäumt, eine vergleichsweise harmlose Reform und Anpassung der mündlichen Darstellung vorzunehmen, obwohl es solche Vorschläge gab (siehe unter Zwanzigeins – Chronik den Vorschlag Jakob Köbels von 1520). 

Wenn ein Schulkind heute, was durchaus geschieht, eine Lehrperson fragt, warum die Zahlensprechweise verkehrt ist, wird das Kind kaum eine angemessene Antwort erhalten. Es kann doch niemand wollen, dass dieser Zustand so bleibt.

Hat die verdrehte Sprechweise Auswirkungen? Der Sprachwissenschaftler Haarmann formuliert: “… das Denken mit Zahlbegriffen [wird] durch die Verwendung konventioneller Zahlwörter konditioniert“ (Harald Haarmann, 2008. Weltgeschichte der Zahlen. München: C. H. Beck, S. 37). Wir beobachten: Deutsche Schulkinder der vierten Klasse zeigen in internationalen Vergleichen eine deutlich schlechtere Leistung in Mathematik als gleichaltrige aus vergleichbaren Staaten der EU und der OECD. Und dies liegt allein an einer schwachen Leistung im Zahlenverständnis und im Rechnen (siehe Zwanzigeins – TIMSS). Ob diese schlechte Leistung mit der verdrehten Sprechweise zusammenhängt, wurde leider nicht untersucht. Wir fordern deshalb, dass die Mängel der bisherigen deutschen Zahlensprechweise durch spezielle wissenschaftliche Studien festgestellt und bekannt gemacht werden. Psychologen haben sich mit diesem Thema bereits befasst und Nachteile klar erwiesen und dokumentiert (siehe die Zusammenstellung bereits gesicherter neuro- und entwicklungspsychologischer Erkenntnisse zur Auswirkung der deutschen und niederländischen aber auch der englischen Zahlensprechweise).

Der Fernsehsender ARTE hat einen Animationsfilm erstellt (Dauer: 5,5 min), den wir als knappe Einführung in die Thematik empfehlen: https://www.youtube.com/watch?v=L5YZSZTO2tk. Zusätzliche und genauere Informationen erhalten Sie auf den weiteren Seiten dieser Vereins-Website.


Wir sind kein "Anti-Einundzwanzig"-Verein und es ist nicht unser Ziel, die heute gebräuchliche, verdrehte Art des Zahlensprechens abzuschaffen, da beide Sprechweisen, wie man am Beispiel des Tschechischen sehen kann, gut nebeneinander existieren können. Wir haben deshalb einen Entwurf für die Reform der deutschen Zahlwörter im Detail ausgearbeitet: siehe Zwanzigeins – Vorschlag Zahlensprechweise.

Man spricht dann etwa auch

  • zwanzigeins statt einundzwanzig für 21

  • zweihundertvierzigsieben statt zweihundertsiebenundvierzig für 247

  • fünfzigdreitausendsiebenhundertsechzigneun statt dreiundfünfzigtausendsiebenhundertneunundsechzig für 53769


Wir unterstellen nachteilige Auswirkungen der verdrehten Sprechweise für folgende Bereiche, aber auch fehlende Erkenntnisse und eine mangelhafte Auseinandersetzung mit der Problematik:

Im didaktischen Bereich

Insbesondere im Mathematikunterricht der Grundschulen stellt die deutsche Zahlensprechweise für viele Schulkinder ein beträchtliches Lernhindernis dar. Es ist dringend geboten, dass die politisch Verantwortlichen empirische Untersuchungen in Auftrag geben, um das Ausmaß der dadurch bedingten Lernstörungen festzustellen. 

Im wirtschaftlichen Bereich

Aufgrund der erhöhten Fehlerquote bei der Weitergabe von Zahlenangaben entsteht wirtschaftlicher Schaden. Es ist notwendig, diesen Umfang realistisch abzuschätzen.

Im politischen Bereich

Vielen Ausländern wird das Erlernen des Deutschen durch die eigentümliche deutsche Zahlensprechweise erschwert. Dies kann politisch nicht gewollt sein.
Im Rahmen der europäischen Einigung ist eine Anpassung von nationalen Standards notwendig. Man sollte das verdrehte deutsche Zahlenaussprechsystem an das Stellenwertsystem anpassen, und damit auch an international gebräuchliche Sprechstrukturen, wie sie u.a. im Englischen, Spanischen, Italienischen, Tschechischen, Polnischen, Russischen, Finnischen, Schwedischen, Norwegischen, Türkischen, Chinesischen und Japanischen verwendet werden.


Um diese Ziele zu verwirklichen, haben wir folgende Forderungen:

Forderung A

Die für den Schulunterricht verantwortlichen gesellschaftlichen Gruppen, Gremien, Ministerien und Behörden sind angehalten, empirische Untersuchungen in Auftrag zu geben, in denen erforscht werden soll, inwieweit die deutsche Zahlensprechweise im Mathematikunterricht an Grundschulen für viele Schüler ein Lernhindernis darstellt.

Forderung B

Die Durchführung von Schulversuchen mit der unverdrehten Zahlensprechweise im Mathematikunterricht soll von den Kultusministerien der deutschsprachigen Länder genehmigt werden.

Forderung C

Die bildungspolitischen Kreise in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden aufgerufen, eine gründliche Bewertung der Reformvorschläge zur deutschen Zahlensprechweise vorzunehmen.