Unterrichtsversuche

Der Verein stellt Datenmaterial aus Schulversuchen zusammen, um zu untersuchen, ob es empirische Belege für Leistungsvorteile bei Schulkindern in Mathematik gibt, denen im Unterricht die stellenwertgerechte Zahlensprechweise vermittelt wurde. Es sollen hierzu alle erreichbaren Daten von Schulversuchen eingeschlossen und statistisch einheitlich analysiert werden, in denen sowohl eine stellenwertgerechte als auch die übliche verdrehte Zahlensprechweise verwendet wurden. Die Nachteile der verdrehten Zahlensprechweise sind hinreichend durch psychologische Untersuchungen belegt, hier geht es um die Umsetzung einer stellenwertgerechten Sprechweise im Unterricht und deren Auswirkung.

Drei empirisch-pädagogische Studien, in denen die Fehlerhäufigkeit unter Schulkindern oder Studierenden bei stellenwertgerechter und verdrehter Sprechweise der Zahlen verglichen wurden, können in diese sekundäre Analyse einbezogen werden: Schellenberger 1953, Zehner 1955 und Ammareller 2006. Es ist beabsichtigt, zu diesem Projekt einen Bericht für die Vereins-Website und möglicherweise eine wissenschaftliche Publikation zu verfassen.

Hierzu erfolgte auch eine Kontaktaufnahme zu Mathematikdidaktikern.

Auf der Jahrestagung der GDMV 2018 (Gesellschaft für Didaktik der Mathematik, Deutsche Mathematiker-Vereinigung) an der Universität Paderborn wurde von den Professoren Wolfram Meyerhöfer und Michael Gaidoschik ein Minisymposium zum Thema „Stellenwertverständnis und verständiges Rechnen“ abgehalten. Grundlage des Symposiums waren die Publikationen der Veranstalter aus dem Jahr 2015, die auf der Vereinswebsite vorgestellt werden (siehe https://zwanzigeins.jetzt/infos/literatur). Meyerhöfer und Gaidoschik führten einleitend zum Minisymposium aus: „Die Zahlwortbildung in der deutschen Sprache erweist sich für viele Kinder als Hürde. In verbreiteten Schulbüchern findet sich wenig, das für deren Überwindung hilfreich sein könnte.“ In diesem Zusammenhang sind zwei Vorträge des Minisymposiums am 06.03.2018 hervorzuheben.

Marina Fromme aus Herzebrock-Clarholz trug gemeinsam mit Axel Schulz, Universität Bielefeld, unter dem Titel „Stellenwertverständnis: Materialdeutung, Zahlendreher und inverses Schreiben“ neue theoretische und empirische Analysen zum Stellenwertverständnis im Zahlenraum bis 100 vor, die an 93 Kindern der zweiten und dritten Jahrgangsstufe gewonnen wurden (siehe auch: http://www.springer.com/de/book/9783658147747). Die Autoren beriefen sich vielfach auf die neuropsychologischen Ergebnisse der Arbeitsgruppe um Prof. Nürk von der Universität Tübingen, wonach die verdrehte Zahlensprechweise einen relevanten nachteiligen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Grundschulkinder in Mathematik hat (siehe auch: Publikationen von Hans-Christoph Nürk). Frau Fromme folgt im Unterricht der Empfehlung von Herrn Gaidoschik, die Einführung des Stellenwertsystems mit einer stellenwertgerechten Sprechweise der Zahlen zu unterstützen

Herr Meyerhöfer betonte in seinem Vortrag, dass Sprachstrukturwissen dem Erlernen des Stellenwertsystems vorausgeht und Kindergartenkinder oft zählen können, ohne eine Vorstellung vom Bündelungs- und Positionsprinzip erworben zu haben. Der Aufbau einer solchen „inneren Zahlwortreihe“ erlaubt bereits festzustellen, welche Zahlen größer sind oder nahe beieinander liegen. Die Ausführungen von Herrn Meyerhöfer betonen die Bedeutung der Zahlensprechweise im Lernprozess zu einem Zahlen- und Stellenwertverständnis.

Der Vorsitzende unseres Vereins, Peter Morfeld, nahm an der Veranstaltung teil und stellte die Position und die Ziele von Zwanzigeins e.V. vor und brachte zusätzliche Erkenntnisse aus englischen und niederländischen entwicklungspsychologischen Arbeiten in die Diskussion ein. Bei den laufenden Vereinsprojekten (Zwanzigeins – Vorschlag ZahlensprechweiseZwanzigeins – Unterrichtsversuche) wurde vereinbart, Kontakt zu den Herren Gaidoschik und Meyerhöfer zu halten, ebenso wenn seitens des Vereins ein Austausch mit Herrn Nürk (Zwanzigeins – Empirische Studiengelingen sollte.

Literatur

Ammareller MK (2006) Die nicht-invertierte Zahlensprechweise im arithmetischen Anfangsunterricht am Beispiel der Waldschule Bochum. Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt Primarstufe, Erziehungswissenschaftliche Fakultät der Universität zu Köln

Schellenberger M (1953) Zahlwort und Schriftbild der Zahl, VEB Bibliographisches Institut, Leipzig

Zehner K (1955) Das invertierte Zahlensprechen als pädagogisch-psychologisches Problem. Habilitationsschrift, Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften der Technischen Hochschule Dresden